Das Gebäude der 1883 errichteten Infanteriekaserne an der Ermekeilstraße 27 steht heute unter Denkmalschutz, 2015.

Ermekeilkaserne

Sitz des "Amts Blank"
1950-1955

Das „Amt Blank“ bereitet die Gründung der Bundeswehr vor. Ab 1955 ist die ehemalige Infanteriekaserne erster Sitz des „Bundesministeriums für Verteidigung“, das in den sechziger Jahren schrittweise auf die Hardthöhe umzieht.

Als die Entscheidung für den provisorischen Regierungssitz am Rhein fällt, gilt Bonn auch dank seiner leerstehenden Kasernen als attraktive Wahl. In der Ermekeilstraße, auf dem Gelände einer ehemaligen Gartenbauanlage, die im Besitz der Familie Ermekeil war, steht seit 1883 eine im „normannischen Stil“ errichtete Infanteriekaserne. Hier ziehen nach 1949 verschiedene Einrichtungen des Bundes ein wie etwa das Vertriebenen-Ministerium, das von 1950 bis 1952 hier seinen Sitz hat.

Vor allem aber ist die Ermekeilkaserne Ort des „Amts Blank“. So heißt in Kurzform die „Dienststelle des Bevollmächtigten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen“. Sie wird seit Oktober 1950 mit Billigung der Westmächte von Theodor Blank geleitet – einem Mann aus der christlichen Gewerkschaftsbewegung, Soldat im Zweiten Weltkrieg. Er hat seinen Schreibtisch zunächst im Museum Koenig und soll die im In- und Ausland heftig debattierte „Wiederbewaffnung“ vorbereiten.

Schwarzweiß-Fotografie der Bonner Ermekeilkaserne, Backsteingebäude im "normannischen Stil", davor eine Straße mit Baumallee
Im Jahr 1949 ziehen verschiedene Einrichtungen des Bundes in die Ermekeilkaserne. Im selben Jahr schießt die Fotografin Erna Wagner-Hehmke dieses Foto.

In der Ermekeilstraße wächst die Zahl der Mitarbeiter auf 700 im Jahr 1953. Sie erarbeiten unter anderem Grundsätze zur „Inneren Führung“ künftiger Soldaten, zu denen das Leitbild des „Staatsbürgers in Uniform“ zählt – den Begriff übernimmt das „Amt Blank“ vom wehrpolitischen Berater der SPD, Friedrich Beermann.

Als im Mai 1955 die Pariser Verträge in Kraft treten, in deren Kontext das Besatzungsstatut aufgehoben wird, erklärt Konrad Adenauer bei einer Feierstunde im Palais Schaumburg: „Wir stehen als Freie unter Freien, den bisherigen Besatzungsmächten in echter Partnerschaft verbunden.“ Deutschland ist nun Mitglied der NATO. Das Amt in der Ermekeilstraße, das mittlerweile 1300 Mitarbeiter umfasst, erhält am 7. Juni 1955 die Bezeichnung „Bundesministerium für Verteidigung“. In der Fahrzeughalle der Kaserne nehmen die ersten 101 Freiwilligen der neuen deutschen Streitkräfte am 12. November 1955 ihre Ernennungsurkunden entgegen; nur ein Dutzend von ihnen trägt Uniform.

Damit ist das Gelände auch der Geburtsort der Bundeswehr, einer „Armee ohne Pathos“. Ihren Namen bekommt sie durch das „Gesetz über die Rechtsstellung der Soldaten“ vom 20. März 1956. In den Jahren nach 1960 zieht das Ministerium auf die Hardthöhe in Bonn-Duisdorf.