Das 1971 fertiggestellte Konrad-Adenauer-Haus in Bonn wird im Dezember 2003 gesprengt.

Konrad-Adenauer-Haus

Bundesgeschäftsstelle der CDU
1971–2000

An der heutigen Friedrich-Ebert-Allee befindet sich von 1971 bis 2000 die Bundesgeschäftsstelle der Partei der Christlich Demokratischen Union. 2003 wird das Gebäude gesprengt, um an selber Stelle die Zentrale der Deutschen Telekom zu errichten.

Der Verlust der Kanzlerschaft 1969 wirkt wie ein Weckruf: Eine modernere, effiziente und von Fachleuten organisierte Parteiarbeit muss her, wenn die Christlich Demokratische Union wieder zu alter Stärke gelangen will. Mit Kurt Biedenkopf formuliert, Generalsekretär ab 1973: eine „Firma CDU“. Ausdruck dieser Modernisierung ist der ab Dezember 1971 bezogene Neubau des Konrad-Adenauer-Hauses im Süden des Regierungsviertels, dessen rote Leuchtbuchstaben auf dem Dach zu den bevorzugten Bonner Aufnahmen der Fernsehkameras werden.

Mit Hilfe eines Krans werden die Neonbuchstaben "CDU" von der CDU-Parteizentrale in Bonn am Konrad-Adenauer Haus abgebaut und auf einen Transporter verladen.
Das CDU-Logo wird im Juli 2000 an der Bundesgeschäftsstelle abgebaut. Die CDU-Parteivorsitzende Angela Merkel übergibt die Buchstaben dem Haus der Geschichte für die Museumssammlung.

Die Pläne für den Neubau sind allerdings älter. Bereits 1962 erwirbt die CDU das Grundstück von der Stadt. Mit Max Meid und Helmut Romeick findet man 1963 Architekten, die in Frankfurt bereits vielbeachtete Wohn- und Verwaltungshäuser und auch Deutschlands zweites Parkhaus konstruiert haben.
Dann schleppt sich die Verwirklichung des Projektes dahin, unter anderem gibt es Anwohnerbedenken gegen ein Hochhaus. Eine Baugenehmigung beantragt die CDU erst Ende 1965, Baubeginn ist 1970, Einzug 1971 und die offizielle Einweihungsfeier des Hochhauses findet sogar erst im Januar 1973 statt – mit der festlichen Aufstellung einer Konrad-Adenauer-Büste.

Schwarzweiß-Fotografie, Helmut Kohl steht mit Regenschirm vor dem Konrad-Adenauer-Haus in Bonn, links der zehngeschossige Plattenbau der CDU-Parteizentrale, davor die "Union-Säle" in einem Flachbau.
Helmut Kohl ist Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, als er hier vor der Bonner Bundesgeschäftsstelle fotografiert wird, 1976.

In den zehn Geschossen des Hauses, hinter weißgrauem Kalkstein, finden nun endlich alle die Mitarbeiter Platz, die in den Jahren zuvor in der Nassestraße 2 und an mehr als einem Dutzend anderer Adressen für die Partei gearbeitet haben. Der zehnte Stock gehört dem Generalsekretär. Im neunten Stock arbeitet ab 1973 als Nachfolger Rainer Barzels der neue CDU-Vorsitzende Helmut Kohl, 1998 abgelöst von Wolfgang Schäuble.

Zum Haus gehören auch die „Union-Säle“, in denen nicht bloß Pressekonferenzen, sondern auch Tanzveranstaltungen und Karnevalssitzungen stattfinden.

Gemessen an den Mitgliederzahlen der CDU zahlt sich die Modernisierung der Parteiarbeit bald deutlich aus. Sie steigen von 300.000 Mitgliedern 1969 auf 420.000 Mitglieder im Jahr 1972, als die Union wieder stärkste Fraktion im Bundestag ist, und rund 735.000 im Jahr des schwarz-gelben Wahltriumphes 1983.

Mit den neuen Mitgliedern ziehen frische Ideen in die CDU ein. Mit dem neuen Grundsatzprogramm, das der 26. Bundesparteitag im Oktober 1978 beschließt, wollen sie „Freiheit, Solidarität, Gerechtigkeit“ präziser verankert wissen als zuvor. Schon 1968 hat die Partei mit dem „Berliner Programm“ eine Neuausrichtung versucht, und sie lockert in den siebziger Jahren auch ihren Widerstand gegen Willy Brandts Ostpolitik.

Doch erst das „Ludwigshafener Programm“ von 1978 wird im offenen Dialog mit Öffentlichkeit, gesellschaftlichen Gruppen und Parteimitgliedern als moderne Alternative zur regierenden Sozialdemokratie formuliert – geleitet von christlichen Werten und der Vorstellung „fester sozialer Lebensformen“ in Familie, Staat und Kirche.

Nach seiner Wiederwahl am 16. Oktober 1994 spricht Bundeskanzler Helmut Kohl auf der Wahlparty im Konrad-Adenauer-Haus.

Am Kern dieses Programms hält die Partei auch über die Gezeitenwende von 1998 hinaus fest, als die Wähler sich bei der Bundestagswahl erstmals eindeutig gegen eine Regierung unter Beteiligung der CDU entscheiden.

Im Sommer 2000 verlässt die CDU das Konrad-Adenauer-Haus in Richtung Berlin. Am 14. Dezember 2003, nach der Detonation von 53 Kilo Sprengstoff, sackt die ehemalige Parteizentrale in sich zusammen.
Auf dem Gelände steht mittlerweile Thomas van den Valentyns elegante Konzernzentrale der Telekom.

Dieser Ort ist Teil des Rundgangs Parteienweg sowie der Tour Kanzlerweg.

Wussten Sie schon ...

… dass auch Angela Merkel als CDU-Generalsekretärin im Konrad-Adenauer-Haus gewirkt hat? Die Ostdeutsche, die unter Helmut Kohl Familien- und Umweltministerin ist, wird im November 1998 zur Generalsekretärin der CDU gewählt und erlebt das Haus auch kurz noch als Parteivorsitzende im Frühjahr 2000.