1912 im Auftrag eines Kölner Duftwasserherstellers erbaut, bietet das Hotel auf dem Petersberg einen atemberaubenden Blick auf das Siebengebirge und das Rheintal, 1997.

Grandhotel Petersberg

Gästehaus der Bundesregierung
seit 1954

Im Luxushotel auf dem Petersberg haben die Alliierten Hohen Kommissare von 1949 bis 1952 ihren Sitz. Seit 1954 nutzt die Bundesregierung das Gebäude als Gästehaus bei Staatsbesuchen.

Das Hotel Steigenberger bietet historische Hausführungen an.

Hotel Steigenberger - Veranstaltungskalender

Am 24. Mai 1949 tritt das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft. Ins Bundeshaus ziehen im September Bundestag und Bundesrat ein, Bundeskanzler Konrad Adenauer hat eine erste Regierung gebildet, und mit der Wahl der Bundesversammlung am 12. September 1949 gibt es auch einen Bundespräsidenten als Staatsoberhaupt.

Aber die Besatzungszeit, die mit der Zerschlagung des Hitler-Regimes durch die Alliierten 1945 beginnt, ist noch nicht vorbei: Im luxuriösen Hotel Petersberg auf den Hügeln des Siebengebirges sitzt seit September 1949 die Alliierte Hohe Kommission. Es ist dasselbe Hotel, in dem der britische Premierminister Neville Chamberlain im Vorfeld des Münchner Abkommens 1938 untergebracht ist, um Hitler in Godesberg zu treffen. Die Ortswahl auf einem Hügel unterstreicht, wer bis auf Weiteres das Sagen im Land hat: die Kommission der Alliierten.

Schwarzweiß-Fotografie des Antrittsbesuchs von Bundeskanzler Konrad Adenauer in den Räumlichkeiten des Hotels auf dem Petersberg
Am 21. September 1949 findet der Antrittsbesuch von Bundeskanzler Konrad Adenauer bei der Allierten Hohen Kommission im Hotel auf dem Petersberg statt.

Sie überwacht das „Besatzungsstatut“, das die drei westlichen Siegermächte im April 1949 beschließen und am 10. Mai verkünden. Ihm zufolge haben Bund und Länder des neuen westdeutschen Staates zwar „volle gesetzgebende, vollziehende und rechtsprechende Gewalt gemäß dem Grundgesetz und den Länderverfassungen“. Aber sie sind „den Beschränkungen dieses Statuts unterworfen“. Das bedeutet: Die Bundesrepublik ist nur bedingt souverän. Die Besatzungsmächte bestimmen in den Bereichen Außenpolitik, Außenhandel, Devisenverkehr, Reparationen und Entmilitarisierung. Sie behalten sich auch vor, „die Ausübung der vollen Gewalt ganz oder teilweise wieder zu übernehmen, wenn sie dies für die Sicherheit oder zur Aufrechterhaltung der demokratischen Ordnung in Deutschland als notwendig erachten, oder um den internationalen Verpflichtungen ihrer Regierungen nachzukommen.“

Vom linken Ufer des Rheins aus blickt man auf den dicht bewaldeten Petersberg auf dem in der Ferne das Gästehaus Petersberg thront.
Hoch oben auf dem Petersberg liegt das Gästehaus. Die Lage ist nicht nur idyllisch, sie erleichtert auch Sicherheitsvorkehrungen für internationale Treffen, 2009.

Umso selbstbewusster tritt Bundeskanzler Konrad Adenauer auf, als er am 21. September 1949 zum Antrittsbesuch auf den Petersberg fährt. Schon im Vorfeld hat er die Hohen Kommissare John J. McCloy, Brian Robertson und André François-Poncet dazu gebracht, die Übergabe des „Besatzungsstatuts“ in kleinerem Rahmen zu begehen als ursprünglich geplant. „Es sollte dem Akt aber dadurch ein zeremonieller Charakter gegeben werden, daß die Hohen Kommissare mich empfangen würden, indem sie auf einem Teppich stünden, während ich vor diesem stehen sollte.“ Der Kanzler soll den Teppich erst nach einer Ansprache betreten.

Konrad Adenauer hält sich nicht dran. Schon zur Begrüßung macht er einen Schritt auf den Teppich, hält dort auch die Rede. Und dann geht zwischen den Ansprachen und einem Glas Sekt noch beinahe etwas verloren. „Als Blankenhorn, der mich begleitete, und ich in der Garderobe unsere Mäntel anzogen, trat ein Beamter der Hohen Kommission an Blankenhorn heran und übergab ihm ein in Packpapier eingehülltes Buch.“ So beschreibt zumindest Adenauer später die Szene. Das Buch, das sein Referent Herbert Blankenhorn im Auto vom Papier befreit, sei das „Besatzungsstatut“ gewesen, und zwar „nicht unterzeichnet.“

Anläßlich seines Staatsbesuchs hält KPdSU-Generalsekretär Leonid Breschnew am 21. Mai 1973 beim Empfang auf dem Petersberg eine Tischrede, 1973.

Eine wärmende Anekdote? Nein, eine sehr treffende. Adenauer, der das internationale Geschäft als Oberbürgermeister von Köln zwischen 1917 und 1933 erlernt hat, ringt den Kommissaren nämlich auch auf dem Papier neue Freiheiten ab. Das am 22. November 1949 unterzeichnete „Petersberger Abkommen“ relativiert das „Besatzungsstatut“ und leitet die Eingliederung Deutschlands in die westliche Staatengemeinschaft ein. Aufgehoben wird das Statut schließlich durch den „Deutschlandvertrag“ vom 26. Mai 1952, der auf dem Umweg über die „Pariser Verträge“ 1955 in Kraft tritt. Seither ist die Bundesrepublik Deutschland weitgehend souverän. Sie tritt der Westeuropäischen Union und der NATO bei und darf sogar eine eigene Armee aufbauen.

Die drei Alliierten Hohen Kommissare ziehen sich nach der Verabschiedung des „Deutschlandvertrags“ 1952 vom Petersberg zurück. Im April 1954 kann das Grandhotel wieder eröffnen. Die Bundesregierung nutzt es als Gästehaus für Staatsgäste – wenn auch mit Unterbrechung: Der reguläre Hotelbetrieb wird 1969 aufgegeben und danach ausnahmsweise nur noch ein Staatsgast, das sowjetische Staatsoberhaupt Leonid Breschnew 1973, untergebracht.

Vertreterinnen und Vertreter der internationalen Staatengemeinschaft an einem runden Tisch auf der Afghanistan-Konferenz am 2. Dezember 2002 im Hotel Petersberg
Die erste Afghanistan-Konferenz findet vom 27. November bis zum 5. Dezember 2001 auf dem Petersberg statt, 5. Dezember 2001.

Ende der 1970er Jahre kauft der Bund das Hotel. Er lässt das Gebäude, das ursprünglich aus dem Jahr 1892 stammt und von 4711-Besitzer Ferdinand Mülhens vor dem Ersten Weltkrieg zu einem Kurhotel erweitert wurde, bis 1990 aufwändig umbauen. In den neunziger Jahren steht es wieder Staatsgästen zur Verfügung, es zieht aber als Hotel der Steigenberger-Kette auch Privatleute an. Bis heute ist es parallel zum normalen Geschäftsbetrieb „Gästehaus der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland“, schon weil sich die gewundene Zufahrtsstraße auf den Petersberg im Handumdrehen verriegeln lässt wie etwa während der Afghanistan-Konferenzen 2001 und 2011.

Im ehemaligen Wachgebäude der Polizei, das an jener Zufahrtsstraße das Bergareal sicherte, lässt das Besucherzentrum „Schauplatz Petersberg“ die wechselvolle Geschichte des Hotels mit einer eigenen Ausstellung lebendig werden und dient zugleich als Ausgangspunkt für Erkundungen des „Erlebnisraums Petersberg“.

Dieser Ort ist Teil der Tour Bonn international.

Wussten Sie schon ...

… dass die aufwändig gebundene Ausgabe des Besatzungsstatuts für die Zeremonie im Grandhotel Petersberg von der Bonner Druckerei JF. Carthaus gefertigt wird?