Das Land Nordrhein-Westfalen bezieht 1954 seinen Sitz in Sichtweite des Bundeshauses, 2000.

Landesvertretung Nordrhein-Westfalen

1954–2000

1952 kauft die Landesregierung Nordrhein-Westfalen das Gelände an der Dahlmannstraße und bezieht dort zwei Jahre später ihren Dienstsitz. 1968/69 und Ende der 1980er Jahre wird die Landesvertretung umgebaut und vergrößert.

Es sind die Länder, mit denen die Geschichte der Bundesrepublik lange vor der Verabschiedung des Grundgesetzes 1949 und den ersten Bundestagswahlen 1949 beginnt: Bereits 1946/47 lassen die Besatzungsmächte Landtagswahlen zu. Und auch der Parlamentarische Rat, der das Grundgesetz ab September 1948 in der Pädagogischen Akademie in Bonn erarbeitet, ist eine von den Länderparlamenten der Westzonen gewählte Versammlung.

Umso größer ist die Rolle, die das Grundgesetz den Bundesländern beimisst: Sie können über den „Bundesrat“ auf Bundesebene politisch wirken. Die sogenannte „Ewigkeitsklausel“ des Grundgesetzes hält außerdem fest: „Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig.“

Die Landesvertretungen in Bonn, denen bis zur Anmietung eigener Immobilien 1949 noch provisorisch eine Villa im rheinland-pfälzischen Unkel zur Verfügung steht, sind gewissermaßen die Botschaften der einzelnen Landesregierungen in der Hauptstadt. 

Einige von ihnen beziehen bald alte Villen wie die Hamburger, die 1950 in die heutige Kurt-Schumacher-Straße 18-20 einziehen. Andere lassen neue Gebäude errichten wie die Bayern, die zunächst an der heutigen Adenauerallee unterkamen und dann beim Münchner Architekten Sep Ruf einen Neubau an der Schlegelstraße 1 in Auftrag geben.

Schwarzweiß-Fotografie, Blick auf eine fröhliche Runde von Menschen, die gemeinsam mit einem Koch die Gläser heben.
In der Landesvertretung Bayern werden bei einem Empfang am 23. Juni 1966 bayerische Spezialitäten verkostet.
Schwarzweiß-Fotografie, Blick auf den Laufsteg einer Modenschau in der Landesvertretung Baden-Württemberg, links und rechts des Laufstegs Zuschauer und Zuschauerinnen.
Eine Modenschau macht am 18. März 1971 die Landesvertretung Baden-Württemberg zum Laufsteg.
Schwarzweiß-Fotografie, im Garten der Landesvertretung Baden-Württemberg grillen die Gäste bei einer Veranstaltung Würstchen.
Am Rande der Ausstellung "Stuttgart heute" grillen die Gäste am 30. Mai 1968 Würstchen im Garten der Landesvertretung Baden-Württemberg.

Von hier aus beobachten sie politische Debatten und Entscheidungen in der Hauptstadt, vertreten sie Interessen der heimischen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, knüpfen sie mit Blick auf die gemeinsame und nicht selten komplizierte Arbeit im Bundesrat Kontakte zu anderen Bundesländern. Zuletzt sind es sechzehn.

Schwarzweiß-Fotografie, zwei Akkordeon-Spielerinnen unterhalten die Gäste in der Landesvertretung Baden-Württemberg.
Akkordeon-Spielerinnen treten bei der Eröffnung der Ausstellung "Land der Sonderkulturen" am 12. Oktober 1967 in der Landesvertretung Baden-Württemberg auf.
Schwarzweiß-Fotografie, Gäste eines Sommerfestes in der Landesvertretung Bayern beim Verzehr von Bier und Brezeln.
Das Sommerfest in der Landesvertretung Bayern feiern die Gäste am 28. Juni 1967 landestypisch mit Bier und Brezen.
Schwarzweiß-Fotografie, zentral im Bild Willy Brandt und seine Ehefrau Rut beim Besuch eines Laubenpieperfests, dahinter weitere Gäste der Landesvertretung Berlin.
Bundeskanzler Willy Brandt und Ehefrau Rut besuchen am 13. September 1973 das Laubenpieperfest in der Landesvertretung Berlin.

Fröhliche Abende in den hauseigenen Bier- und Weinstuben, Ausstellungen und Feste mit landestypischen Buffets prägen die Erinnerung an die Landesvertretung stark. So ist den Teilnehmern unvergessen, wie Ministerpräsident Erwin Teufel die Abschiedsfeier in der baden-württembergischen Landesvertretung mit „Preisend mit viel schönen Reden“, der schwäbischen Hymne, ausklingen ließ.

„Wie der Karneval“, schreibt der Spiegel 1998, „gehören die jährlichen Sommerfeste zum Selbsterfahrungsprogramm der Bonner Republik. Hunderte von Parteiangestellten, Regierungsmitarbeitern, Lobbyisten und Journalisten durchstreifen vergnügungssüchtig das abgezirkelte Terrain zwischen Rhein und Reuterallee. 'Ich geh' noch nach Niedersachsen', ruft ein Referatsleiter seinem Kollegen zu und winkt lässig mit seinem Set von Eintrittskarten.“

Heute werden die Gebäude der Landesvertretungen in Bonn vornehmlich als Bürobauten genutzt. Auf dem Gelände Baden-Württembergs befindet sich eine Schönheitsklinik.